Sprachtraining | 19.10.2020
Von Stefan Iser
"Wie oft soll ich Sprachunterricht beim Trainer nehmen?" Diese Frage wird mir oft gestellt und meistens entscheidet leider eine völlig falsche Budegtvorstellung darüber. Doch über das richtige Maß entscheiden nun mal andere Faktoren.
Ich möchte gerne verschieben, weil ich momentan keine Zeit für Hausaufgaben habe oder mich nicht gut vorbereitet fühle. Im Hinterkopf hat der Teilnehmer die Vorstellung, dass er sein Geld möglichst effektiv einsetzen möchte, d.h. er denkt, dass er Geld (und Zeit) verschwendet, wenn er unvorbereitet in den Unterricht geht.
Meist ist das Gegenteil der Fall: Lerner, die einen englischsprachigen Alltag haben, tun sich damit gewiss keinen Gefallen. Wer in den unteren Niveaustufen (A1, A2) sieben Tage Pause zwischen den Unterrichtsstunden hat, lernt i.d.R. ineffizient, wenn er wegen nicht erledigter Hausaufgaben eine Stunde ausfallen lässt. Die niedrige Frequenz führt dann dazu, dass er oder sie vieles vergisst. Ein solcher Lerner braucht definitiv eine höhere Frequenz - also mindestens eine zweite Sitzung pro Woche.
Wer nicht die Selbstdisziplin zum regelmäßigen Erledigen der Hausaufgaben besitzt, dem rate ich dringend seinen Trainer öfters zu sehen statt seltener! Sonst wird es am Ende definitiv teurer. Denn grundsätzlich gilt: Anfänger brauchen eine höhere Frequenz als Fortgeschrittene.
Auf höheren Niveaustufen hingegen sieht es anders aus! Ab Niveaustufe B1 sollte eine Sitzung pro Woche reichen, sofern keine ehrgeizigen Ziele verfolgt werden. Ab diesem Niveau kann man bereits eine Konversation führen. Man muss sich also nicht mehr an das Sprechen in der Fremdsprache gewöhnen. Vieles kann selbstständig in Heimarbeit geübt werden und der Trainer hat mehr die Funktion eines Lern-Coaches und korrigierenden Konversationspartners.
Eine Ausnahme ist der sogenannte "Fließend-Falsch-Sprecher". Dieser kann sich i.d.R. sehr gut verständlich machen. Er oder sie kann sich über jegliche Themen relativ fließend unterhalten. Allerdings: Es wird dabei kaum ein fehlerfreier Satz generiert! Falsche Deklinationsendungen, Pluralformen, Präpositionen, Artikel .. . also all die Dinge, die man schlicht und einfach auswendig lernen und drillen muss ...
"Fließend-Falsch-Sprecher" haben sich nie an das korrekte Sprechen gewöhnt, weil sie immer verstanden werden und von daher meist irgendwie durchkommen. Sie bemerken ihre Defizite oft dann erst, wenn sie plötzlich ihren Job in der Zielsprache ausüben müssen. Dann wird ihnen schlagartig klar, dass sie oft nicht einmal eine einfache E-Mail korrekt formulieren können. Und da hilft nur eins: Drillen, bis es sitzt!
Drillen, drillen und drillen! Wer ein Wort 1000 Mal falsch geschrieben hat, muss es mindestens 1001 Mal richtig schreiben, damit sich ein solcher Fehler künftig nicht wiederholt.
Ein Fließend-Falsch-Sprecher sollte seinen Trainer drei bis viermal pro Woche in sehr kurzen Sitzungen von maximal 30 MInuten sehen. Solche Sitzungen haben vor allem nur ein Ziel: Drillen, bis es sitzt!
Wer in möglichst kurzer Zeit vorankommen möchte, kann die Anzahl der Trainersitzungen auf fünf Mal pro Woche erhöhen. Dies hat allerdings nur dann Sinn, wenn zwischen den Sitzungen Zeit zum selbstständigen Lernen bleibt. Das erfolgreiche Absolvieren einer ganzen Niveaustufe ist in 40 x 60 Minuten im Einzelcoaching absolut realistisch. Allerdings sollten diese 40 Stunden auf vier Wochen verteilt werden. Der erlernte Stoff muss in Übungen gefestigt werden, sonst ist das Training nicht nachhaltig.
Ich schreibe das nicht, um Lernende dazu zu verleiten mehr Trainingsstunden zu buchen als sie wirklich benötigen. Für mich steht im Vordergrund meine Kunden offen und ehrlich zu beraten. Das Ergebnis einer kompetenten Beratung kann auch lauten, sich bei einem anderen Anbieter in einen Gruppenkurs einzuschreiben. Ich berate generell kostenlos und unverbindlich.