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Sprachtraining | 01.06.2020

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Ende des Lockdowns – Zurück in die alte Normalität?

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Kommt mit dem Ende des Lockdowns eine Rückkehr in die alte Normalität? Oder erleben wir gerade den Beginn einer neuen Normalität?

Ein Erfahrungsbericht von Stefan Iser

 

Corona zwang die Sprachdozenten zu ihrem Glück

Ob Glück oder Unglück, scheint für so manchen noch eine strittige Frage zu sein. Die orthodoxen Verfechter des klassischen Präsenzunterrichts waren ebenso gezwungen andere Wege einzuschlagen wie die vielen stillen Zögerer, die immer schon mal mehr auf diesem Gebiet ausprobieren wollten, es aber aus vielerlei Gründen dann doch nie taten.

Als Corona über uns hereinbrach, verfügten nur wenige Sprachdozenten über genügend Erfahrung im Online-Teaching. Diesen fiel die Umstellung auch nicht sonderlich schwer, sie waren sogar die heimlichen Gewinner der Corona-Krise. Als überall die Sprachschulen ihre Klassen schließen mussten, hatten die (meist freiberuflichen) Sprachdozenten gar keine Wahl: Online - oder kein Einkommen!

... und auch die Lernenden!

Auch unter Lernenden war die Skepsis gegenüber Online-Teaching stets groß. Gewiss auch eine Generationenfrage, aber nicht nur. Auch hier gab und und gibt es die orthodoxen Verfechter des Präsenztrainings. Und sie hatten ebensowenig wie die Dozenten eine wirkliche Wahl: Wer weiterlernen wollte, musste umsteigen.

Ein Lernprozess auf beiden Seiten

Sowohl Lehrende als auch Lernende haben sehr viel dazugelernt. Technikskeptiker auf beiden Seiten haben die Vorzüge des Online-Teaching kennengelernt - die erzwungene Pilotphase war lang genug, um einiges auszuprobieren und um sich fortzubilden. Und so mancher Skeptiker wurde zum Digital-Fanatiker. Und wer Arbeitsblätter stets auf irgendwelchen chaotisch anmutenden Schreibtischhaufen ablegte, merkte plötzlich, wie schön sich ein gut sortierter digitaler Arbeitsblattordner anfühlt.

Aber auch umgekehrt: Digital-Fanatiker, die sich danach sehnen, ihrem Gegenüber endlich mal wieder im dreidimensionalen Raum begegnen zu dürfen, stellen mit Sicherheit keine Minderheit dar. Lernergruppen, die einen Teil ihrer Motivation auch aus dem social gathering speisen, dürften es wohl - unabhängig von ihrer IT-Affinität - kaum erwarten können, mal wieder an einem Unterricht zum Anfassen teilzunehmen.

Keine Rückkehr zur alten Normalität

 Zweieinhalb Monate Lockdown haben den Bildungsmarkt nachhaltig umgekrempelt. Es wird keine Rückkehr zur alten Normalität geben.

Die Bereitschaft für Online-Lösungen ist enorm gestiegen. Hat man doch vor Corona das Präsenztraining eher ganz abgesagt, wenn man geschäftlich oder familiär unterwegs war, so ist nun eine zunehmende Tendenz seitens der Lernenden festzustellen bei Bedarf öfter mal auf online umzusteigen. Die allgemeine Akzeptanz für digitales Lernen ist vorhanden.

Online vs. offline: von beidem das Beste

Es wäre fatal online und offline gegeneinander auszuspielen. Vielmehr sollten sich Dozenten darüber Gedanken machen, wie sich die Vorzüge beider Formate optimal miteinander kombinieren lassen. Gerade jetzt merken viele begeisterte Fußballfans, dass eine Full-HD-Übertragung den Gang ins Stadion auf Dauer nicht ersetzen kann. Man muss wahrhaftig kein Fußballfan sein, um die Message dieses Vergleiches zu verstehen.

Präsenzunterricht ist wie Kundalini-Yoga

 Das ist zwar spitz formuliert, aber wer nicht fußballbegeistert ist, versteht es vielleicht besser so: Kundalini ist das Yoga der Energie. Um den Energiefluss zwischen Meister (Lehrenden) und Schüler (Lernenden) ganzheitlich und vollumfänglich wahrnehmen zu können, bedarf es physischer Präsenz. Und diese physische Präsenz ist nun mal der effektivste Katalysator der Wissensvermittliung.

Die neue Normalität

Die neue Normalität des Lernens wird eine Synthese aus Alt und Neu sein. Gewinnen wird, wer das Gespür für die richtigen individuellen Kombinationen hat. Ich rede bewusst von "Gespür", denn das gehört dazu, um zu verstehen, dass bei erfolgreichen Lernprozessen alle Sinne miteinbezogen werden müssen und somit kein Lernformat einheitlich auf alle Lernenden anwendbar ist.

 

 

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