Sprachtraining | 07.09.2020
Von Robert Glöer
Wir als Deutschlehrer und -lehrerinnen beobachten immer wieder, dass unsere Teilnehmenden sofort mit dem Schreiben anfangen, wenn sie Texte verfassen sollen. Die Sätze sollen kommen, bevor Wortschatz und Struktur des Textes stehen. Das geht – vor allem in einer Fremdsprache – meistens schief.
Für die Generierung von Wortschatz eignet sich hervorragend die Methode des Mind Mapping. Wenn man – wie im folgenden Film – einen Text über einen Deutschkurs schreiben soll, geht man nicht sofort in die Erzählung, ihre Struktur, die Argumentationsfolge usw.. Vielmehr kommt man vom Kernbegriff „Deutschkurs“ zu anderen Inhalten wie „Deutschlehrer“ „Methode“ und „Kursteilnehmende“. In einem zweiten Schritt lässt man dann zu den Inhalten alle Wörter hochkommen. In welcher inhaltlichen Verbindung diese Wörter zueinander stehen, wird in einem weiteren Schritt festgestellt und die entsprechenden Satzkonnektoren dafür gefunden.
So erarbeitet man sich auch Themenbereiche einer fremden Fachsprache, beispielsweise Jura. Wenn im Zivilrecht der Schuldner nicht rechtzeitig leistet, dann geht es um den Kernbegriff „Verzug“ mit Wortschatz wie „in Verzug setzen“, „in Verzug geraten“ und „sich im Verzug befinden“. Von dort kommt man zu dem Inhalt „Frist“ mit Wortschatz wie „eine Frist setzen“ und „die Frist läuft ab“ und wegen der Rechtsfolge des § 287 BGB zu dem Inhalt „Haftung“ mit den Nomen-Verb-Verbindungen „die Haftung erweitern“ und „für Zufall haften“.
Ein guter Deutschkurs und insbesondere ein guter Fachsprachenkurs - ob nun medizinisch, zahnmedizinisch, juristisch oder wirtschaftlich - macht also beides: Die Aktivierung und weitere Vernetzung vorhandenen Wortschatzes und die Einführung neuer Vokabeln.
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